Regionalkreis: Berlin
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Kolumne
Kein Wirtschaftswunder ohne Bildungswunder
Der Mangel an Fachkräften ist längst in unserem Alltag angekommen: Handwerker haben exorbitante Wartezeiten, Kitas schließen wegen Personalknappheit und Restaurants haben nur noch stundenweise die Küche offen. In den Betrieben zeigt sich landesweit das gleiche Bild – nur eben nicht ganz so offensichtlich. Ohne gute Fachkräfte können wir keine Innovationen vorantreiben, die Wettbewerbsfähigkeit des ganzen Standortes ist gefährdet. Der Fachkräftemangel bedroht daher nicht nur Firmen, sondern den Wohlstand unserer Gesellschaft. Wir brauchen dringend Menschen mit einer guten schulischen und beruflichen Ausbildung, die unser Land nach vorne bringen. Und Menschen, die Lust auf Arbeit haben, Lust auf Leistung.
Die Priorität der öffentlichen Bildungsfinanzierung liegt jedoch im Hochschulbereich. Die Auswirkungen sind seit Jahren spürbar: Der Akademisierungswahnsinn spült das duale Ausbildungssystem an den Rand der Gesellschaft. Gegenwärtig haben wir über 200.000 unbesetzte Ausbildungsplätze in Deutschland. Und zu viele derjenigen, die eine Ausbildung beginnen, haben gravierende Schwächen beim Lesen, Schreiben, Rechnen. Zeitgleich wird zu wenig in die frühkindliche und schulische Bildung investiert. Das zeigt sich durch zu wenig und zu teure Kitaplätze, marode Schulen und veraltete Lehrpläne. Die wichtigen Berufsschulen führen gar ein Schattendasein. Können wir uns das in Deutschland wirklich leisten? Ich sage ganz klar: Nein! Wir brauchen eine neue Verteilung der staatlichen Mittel. Es ist höchste Zeit mehr in Kindergärten und Schulen zu investieren – statt vorrangig in immer mehr Studiengänge, die uns volkswirtschaftlich nicht weiterbringen. Warum bekommen diejenigen, die mit ihrem Studienabschluss ein höheres Gehalt erzielen können, das ganze Studium umsonst? Und warum müssen hingegen die anderen, die eine berufliche Ausbildung wählen, über ihre Steuern noch die Studenten mitfinanzieren? Die universitäre Ausbildung könnte über Studiengebühren abgedeckt werden. Spezielle Programme, wie Stipendien oder Bildungskredite, müssen denjenigen helfen, die sich das Studium sonst nicht leisten könnten. Die Rückzahlung könnte nachfolgend an das Einkommen bzw. die Einkommenshöhe gekoppelt werden, sodass kein Absolvent in finanzielle Nöte gerät. Das wäre fair.
Wir dürfen nicht vergessen: Unseren Lebensstandard sichern nicht allein die Ingenieure und Informatiker, die Akademiker. Sondern vor allem auch die Facharbeiter und Handwerker. Gerade wir Familienunternehmer sind die „Ausbilder der Nation“. Die jungen Menschen, die zu uns in die Betriebe kommen, benötigen aber eine gute Grundlagenbildung und die erhalten sie im Schulsystem. Wir können es uns nicht länger leisten hier weiter nachlässig zu sein. Wir müssen Kinder und Jugendliche mit den bestmöglichen Grundlagen ausstatten und von Anfang an ein solides Fundament schaffen. Denn ohne Bildungswunder wird es sonst kein Wirtschaftswunder geben.