Der Baurevoluzzer: Leopold Neuerburg

Der Baurevoluzzer: Leopold Neuerburg

Leopold Neuerburg (26), Gewinner des invention - Gründerpreises 2015 von DIE JUNGEN UNTERNEHMER und der Zeitung "Die Welt". Hochgewachsen, jung und dynamisch – Klischee-Alarm in der Münchner Version des Silicon Valley!

Auf den zweiten Blick ist der Mit-Gründer und Geschäftsführer, der sich noch ganz Start-Up typisch mit ca. 20 Angestellten an eine von drei Schreibtisch-Inseln in einem Großraumbüro quetscht, allerdings eher unaufgeregt locker. Vielleicht auch, weil sich sein Unternehmen Building Radar, das Baudienstleistern anhand von öffentlich zugänglichen Informationen und Satellitenbildern der ESA, Bautätigkeiten rund um den Erdball an - und – das ist das Besondere – voraussagen kann, inzwischen einen Platz am Markt erkämpft hat. Auch wenn es nicht immer einfach war. "Was viele sagen und inzwischen auch ich: Gründen ist wie eine Fahrt mit der Achterbahn: Mal geht es rauf, mal runter, rein in den Looping, wieder raus … und so weiter – so lässt sich tatsächlich auch unsere Reise zusammenfassen", so Neuerburg. Durchhaltevermögen, starke Nerven und ein wachsendes Team hätten schließlich aber zum Erfolg geführt: "Inzwischen sind wir mit Building Radar über die Beta-Phase heraus und bieten unser Produkt auf dem Markt an. Wir stehen gut da."

Netzwerken

War der invention-Preis dabei vielleicht auch eine Hilfe? "Auf jeden Fall. Wir bekamen wichtiges Feedback von der Jury. Auch sind verschiedene Familienunternehmen auf uns aufmerksam geworden und inzwischen unsere Kunden", so Leopold Neuerburg,für den auch die Events des Verbands zu einer Pflichtveranstaltung geworden sind. "Wir gehen regelmäßig zu den Veranstaltungen, um uns auszutauschen. Auch weil das Netzwerk so stark ist. Wir haben gemerkt, dass der Nachwuchs, der gerade in das elterliche Unternehmen einsteigt, sehr interessiert an digitalen Lösungen ist, oder solche entwickelt und selbst ein Start-Up gründet. Da gibt es dann Überschneidungen. Zum Beispiel testet gerade jemand eine neue Anwendung, die auch für uns interessant sein könnte und berichtet uns dann von seinen Erfahrungen damit. Aber natürlich hat uns auch das Preisgeld geholfen. Wir müssen so viel wie möglich bootstrappen."

Sparen, sehr viel Arbeit und der Kampf ums Geld

Moment. Bootstrappen? "Kostenminimierung. Wir müssen unsere Ausgaben so weit wie möglich senken, um nicht so stark von Fremdkapital abhängig zu sein. Als wir uns zum Beispiel Gedanken um einen Besprechungstisch gemacht haben, stellten wir schnell fest, dass eine Tischtennisplatte viel günstiger ist. Obendrein dient sie in Pausen oder nach der Arbeit auch ihrem eigentlichen Zweck." Sparen, sehr viel Arbeit und der Kampf ums Geld – das ist der Gründeralltag. Der Standort Deutschland, so Neuerburg, sei gleichwohl einer der besten für Start-Ups. Kapital käme vor allem von privaten Investoren. Auch Familienunternehmen träfe man unter ihnen immer häufiger an. Nachhilfe in Sachen Digitalisierung könnten allerdings noch einige seiner Kunden aus der Baubranche gebrauchen. "Da ist manchmal ein Skype-Call oder eine WhatsApp-Message von der Baustelle das Höchste der Gefühle. Da gibt es in Zukunft noch einiges aufzuholen", erzählt Neuerburg. Wie er die eigene Zukunft einschätzt? "Gut. Wir wollen weiter wachsen, haben Kinderkrankheiten beseitigt und glauben, dass wir es schaffen werden, uns langfristig zu etablieren." Und wenn man sich in Neuerburgs Nachbarschaft so umsieht, nebenan zieht demnächst Google ein, Check24 ist schon da – er könnte Recht behalten.

 
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