Entscheidung Familie
Entscheidung Familie
Und obwohl ihre Eltern eigentlich schon mit der Wahl ihres Vornamens quasi den Grundstein dafür gelegt haben, dass sie später mal in die Spedition »H. von Wirth« einsteigt – Henriette von Wirth ist keine Frau, die sich Entscheidungen abnehmen lässt. »Mein erster Vorname und der meines Bruders Hans beginnen beide mit H. Nur bei meinem Bruder Maximilian haben sie eine Ausnahme gemacht. Allerdings ist einer seiner Vornamen Heinrich. Ganz ohne H ging es dann also auch bei ihm nicht«, erklärt von Wirth schmunzelnd die vorausschauende Namenswahl ihrer Eltern. Dabei bewegt sie sich während des Firmen-Rundgangs ganz selbstverständlich zwischen Kabeltrommeln, Lagerhallen und LKWs, springt für das Fotoshooting ohne Zögern auf eine Transporter-Ladefläche und lässt sich eine Runde auf dem Gabelstapler mitnehmen.
Der Name allein macht aus einer Tochter jedoch noch lange keine Nachfolgerin. »Ich bin hier auf dem Hauptstandort unseres Unternehmens aufgewachsen, bin zwischen den LKWs rumgeturnt, habe hier und da mit angepackt. Da lag die Nachfolge natürlich nahe, aber in Stein gemeißelt war das nicht. Ich wurde nicht gedrängt«, so von Wirth.
Bis es dazu kam, brauchte von Wirth aber erst mal ein wenig Abstand: »Ich hatte Zusagen von der Hochschule Heilbronn und der Uni in Würzburg, habe mich dann aber für die Universität in Würzburg entschieden. Mir war klar, dass ich wieder in den Betrieb zurückkehren werde, da wollte ich zumindest nicht gleich um die Ecke studieren. Letztendlich war das gleich zweifach die richtige Wahl. Denn so konnte ich auch ein Semester in den USA verbringen, was mich persönlich sehr bereichert hat«, so von Wirth, die nach ihrem BWL-Studium mit Schwerpunkt Logistik zunächst verschiedene Stationen und Standorte im Familienunternehmen durchlief.
Seit 2011 ist sie Prokuristin bei »H. von Wirth«, verantwortet die Speditions- und Fuhrparkleitung, das von ihr eingeführte Qualitätsmanagement und die Personal-Planung. Letzteres stelle eine besondere Herausforderung dar. »Gute Mitarbeiter zu finden, wird in unserer Branche immer schwieriger. Daher setzen wir vor allem auf die betriebsinterne Ausbildung«, so von Wirth, die neben dem Fachkräftemangel ein Platzproblem hat. »Wir würden gerne am Standort Stuttgart wachsen, aber geeignete Flächen sind schwer zu finden. Das macht uns die Zukunftsplanung hier nicht so leicht.« Und wie ist es so als Frau in einer Branche Vorgesetzte zu sein, in der vor allem Männer arbeiten? »Das ist überhaupt kein Problem. Klar, der Ton ist auch mal rauer, aber da bin ich nicht empfindlich. Das bin ich gewöhnt. Außerdem kenne ich viele Mitarbeiter schon seit Jahren.«
Obwohl sie, genau wie Bruder Hans, auf dem Betriebsgelände wohnt, versucht sie sich immer mal wieder Freiräume zu schaffen. Warum? »Unsere Familie hält zusammen, bei Meinungsverschiedenheiten finden wir immer einen Kompromiss. Doch wenn man sich fast täglich sieht, brauche ich auch mal ein bisschen Abstand.«
Bildquelle: Anne Kreuz Fotografie