Mit Herz und Pflege: Myra Mani

Mit Herz und Pflege: Myra Mani

Als Pflegedienstleister muss sich der Pflegeanbieter Mani der dringlichsten Herausforderung seiner Branche stellen: Dem Fachkräftemangel. Bislang gelingt das dem Unternehmen recht gut: mit einer jungen Nachfolgerin und viel Herz.

Mit einem Lächeln auf den Lippen

Wer zur Tagespflege Mani in Lüdenscheid kommt, wird in einer warmen Atmosphäre empfangen. Eine kleine Frau kommt auf einen zu und breitet die Arme aus: „Willkommen“, sagt Myra Mani lächelnd. An einem großen Tisch sitzen Senioren, Pflegekräfte verteilen Kuchen und Kaffee. Die Stimmung ist locker und gelöst, der Kontakt zwischen Pflegern und Patienten ungezwungen. Bälle stapeln sich in der Mitte, gleich gibt es Spiele. Beschwingt führt Mani durch die Räume. Kommen Mitarbeiter auf sie zu, fängt sie an zu strahlen. Dieses Strahlen kommt nicht von ungefähr. Es ist das, was das Unternehmen Mani ausmacht. Eingeführt hat es die Mutter der Geschäftsführerin, Lucy Mani. Sie kam Ende der siebziger Jahre für eine Ausbildung als Krankenschwester nach Deutschland. Und war schockiert, wie isoliert ältere Menschen hierzulande leben. Als sie 1980 den ersten Pflegedienst mitgründete, wusste sie, dass es anders laufen sollte.

Der Mensch steht im Mittelpunkt

Seitdem steht die persönliche und liebevolle Betreuung der Patienten im Vordergrund. Und die kann nur funktionieren, wenn es auch den Mitarbeitern gut geht. Bei der Firma Mani sind herzliche Umarmungen schon Teil der Unternehmenskultur geworden. Denn manche Herausforderungen lassen sich mit Herzlichkeit viel besser meistern, so die Überzeugung. Gelegentlich führen die Manis auch Gespräche mit den Ehepartnern ihrer meist weiblichen Mitarbeiter. Denn Verständnis für die Anforderungen des Berufs ist oft nicht da. Zum Markenkern des Lüdenscheider Unternehmens gehört seine Menschlichkeit. Und das ist wichtig, schließlich ist der Pflegemarkt alles andere als einfach. Kirchliche Dienste, Altenheime und private Anbieter ringen um gute Mitarbeiter. Und der Markt wächst. „Die Krankenkassen haben natürlich eine große Macht. Trotzdem kann man noch unheimlich viel gestalten“, ist Myra Mani überzeugt. Mit über 250 betreuten Patienten sind die Manis der größte Pflegeanbieter in Lüdenscheid. Mit weiteren Tagespflegeeinrichtungen wollen sie nun den Sprung über ihre Heimatstadt hinaus wagen. Einen wesentlichen Anteil daran hat die 30-jährige Geschäftsführerin. Sie stieg vor sieben Jahren ins Unternehmen ein, eher unverhofft. „Es war eigentlich gar nicht mein Plan, in die Pflege zu gehen“, sagt die fröhliche junge Frau mit den langen schwarzen Locken. Nach BWL-Studium und einem Jahr bei einer Personalberatung wollte sie ihre Arbeitszeit wieder selbst bestimmen. Außerdem hatte sie von Kindesbeinen an den Wunsch, selbstständig zu sein und unternehmerisch zu arbeiten. Der Weg ins eigene Unternehmen war immer frei. Seit 2010 teilt sie sich die Geschäftsführung mit ihrem Vater Jolly Mani. Der möchte sich auch mehr und mehr zurückziehen.

Unternehmertum im Blut

Kein Wunder, das Unternehmertum liegt den Manis im Blut. Als ihrem Großvater, einem angesehenen Politiker, die Besiedlung am Rand ihrer südindischen Stadt zu eng wurde, brach er vor 50 Jahren mit einigen Weggefährten ins unbewohnte Hochland auf und besiedelte den dichten Urwald. Der Mut für Neues war die Basis für die heutige urbane Gegend. Der Pioniergeist traf auch ihren Vater. Ende der siebziger Jahre kam er nach Bamberg und fing ein Studium der katholischen Theologie an. Doch bald schon rebellierte er gegen die zu engen und starren Traditionen. Es dauerte nicht lange, und er musste den Orden verlassen. Nach einer Ausbildung zum Krankenpfleger vertrieb er Wasserfilter, als Selbstständiger. Eines Tages bot ihm ein Geschäftspartner dafür Einmalhandschuhe an. Es war die Zeit, wo Ärzte gerade erst anfingen, standardmäßig Handschuhe zu verwenden – die Geschäftsidee war geboren. Seitdem vertreibt die Mani OHG parallel zu ihren Pflegeeinrichtungen medizinisches Zubehör und Einmalprodukte, vor allem im Dental- und Hygienebereich. Also etwa Speichelsauger, Desinfektionsmittel und Hygienecover, und das in ganz Deutschland. Sie beliefern vor allem Arztpraxen und Tätowierer in Deutschland, Österreich und Holland. Also Abnehmer, denen es noch um eine besondere Qualität geht. Bei Großlieferungen an Altenheime, die zu Schleuderpreisen rausgehen, können und wollen die Manis nicht mithalten. Auch weil die Qualität dort weniger ins Gewicht fällt. Schon öfters haben sie mit dem Gedanken gespielt, sich ganz auf die Pflegeunternehmen zu konzentrieren, „das Schöne aber ist, dass der Handel gut funktioniert und das Geschäft rentabel ist“, so Myra Mani. Auch deshalb, weil die Manis schon so lange am Markt sind und ihre Handelsbeziehungen vor über zwanzig Jahren aufgebaut haben. Auch persönliche Beziehungen zu den Lieferanten zahlen sich aus. Erst neulich war Myra Mani wieder in Asien.

Im Pflegemarkt kann man unheimlich viel gestalten.

 

Fachkräftemangel als Herausforderung

Als Unternehmensarm der Mutter kam fünf Jahre später der ambulante Pflegedienst dazu. Der wurde vor fünf Jahren um die erste Tagespflege erweitert, die zweite eröffnet diesen Sommer die Pforten. Heute ist die Unternehmensgruppe auf 52 Mitarbeiter angewachsen, der Umsatz 2014 lag bei knapp 2,5 Millionen Euro. Auch wenn die Fluktuation bei Mani relativ gering ist, steht der Pflegedienst dennoch vor der dringlichsten Herausforderung seiner Branche: der Suche nach Fachkräften. Doch auch hier geht das Unternehmen neue Wege. Als die Staatsschuldenkrise die südlichen Euroländer immer mehr in die Zange nahm, suchte Myra Mani Ansprechpartner an portugiesischen Universitäten. Seitdem fliegt sie regelmäßig dorthin und führt Vorstellungsgespräche. Die gut ausgebildeten Pflegekräfte fangen dann bei Mani in Lüdenscheid an. Mittlerweile hat sich ein richtiges Netzwerk um Manis Initiative in Portugal gebildet. Auch in Bulgarien und Rumänien sucht sie nach Mitarbeitern. Mit Erfolg: Die Netzwerkarbeit lief so gut, dass sie zeitweise sogar Fachkräfte für andere Branchen vermitteln konnte. 

Das wichtigste Asset: Mitarbeiter

So offen ist nicht jeder Pflegeanbieter: Erst neulich war Mani auf einem Pflege-Workshop, wo eine erschreckende Zahl genannt wurde: Bis 2030 sollen über 150.000 Fachkräfte in der Pflege fehlen. Doch selbst angesichts solcher Dimensionen scheuen sich viele Wettbewerber, ausländische Fachkräfte einzustellen. Zu groß sind die Vorbehalte – zu Unrecht, wie Myra Mani meint. „Die Patienten freuen sich und reden zum Beispiel über alte Portugal-Urlaube.“ Natürlich werden die Fachkräfte in kulturelle Besonderheiten eingewiesen. Am Ende zählt aber das persönliche Engagement. Und das muss auch bei deutschen Mitarbeitern passen. Bei den Manis darf sich jeder einbringen. Manchmal sind Mitarbeiter, die von anderen Einrichtungen kommen, verwundert darüber, wie persönlich alles zugeht. Letztendlich empfinden es alle aber als Bereicherung. Die Herzensangelegenheit der Nachfolgerin ist und bleibt klar: der Ausbau der Pflege. Schon die Gründung der Tagespflege geht mit auf sie zurück. Die Begeisterung für den Bereich kommt von ihrer Mutter: „Sie kann einfach super mit Menschen umgehen“, sagt die 30-Jährige. Zudem werde das Thema gesellschaftlich unterschätzt. Ein Ziel der jungen Unternehmerin ist es, der Pflege ein besseres Bild nach außen zu geben. Entsprechend mehr Engagement wünscht sie sich auch von politischer Seite, etwa bei der Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse. „Die politischen Absichtserklärungen hinken der Realität noch deutlich hinterher“, ist sie überzeugt. 

Kurz-Biografie

Myra Mani

wurde 1984 in Lüdenscheid als Tochter indischer Einwanderer geboren. Auch wenn sie von Kindesbeinen an im Unternehmen ihrer Eltern involviert war: Mit Pflege und Medizinzubehör konnte sie lange Zeit nichts anfangen. Doch der Drang zur Selbstständigkeit und die familiären Wurzeln waren stärker. Seit 2008 ist sie im Unternehmen tätig und half unter anderem dabei, die Tagespflege zu gründen. Seit 2010 teilt sie sich die Geschäftsführung mit ihrem Vater. Zuvor studierte sie BWL an der Dualen Hochschule Baden Württemberg in Ravensburg und arbeitete bei der Personalberatung Michael Page. Ein Ziel der jungen Unternehmerin ist es, der Pflege ein besseres Image nach außen zu geben.

 

Unternehmen

MANI OHG UND MANI HÄUSLICHE PFLEGE

Geschäftsführende Gesellschafter: Augustine (Jolly) Mani und Myra Mani
Sitz: Lüdenscheid
Gegründet: 1995 bzw. 2000 in Lüdenscheid
Branche: Handel bzw. Pflege
Mitarbeiter: 52
Umsatz 2014: 2,5 Millionen Euro

 

 
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